Berlin, 27. August 2019. Stephan Protschka, Bundesvorstandsmitglied und agrarpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, forderte von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner mehr Ehrlichkeit bezüglich der Auswirkungen des von der Bundesregierung anvisierten Ausbaus von Biokraftstoffen und ökologischem Landbau. Dabei wies er auf die negativen Folgen hin, die mit der einseitigen Fixierung auf Energiepflanzen einhergehen:
„Den Ausbau des Energiepflanzenanbaus für die Produktion von Biokraftstoffen sowie den Import von Biokraftstoffen lehnen wir ab, da dies mit globalen Waldrodungen und der Zerstörung von Artenvielfalt einhergeht. Unsere heimischen landwirtschaftlichen Nutzflächen sollen in erster Linie der Ernährungssicherung und -sicherheit dienen.“
In einer kleinen Anfrage (BT-Drs. 19/11956) an die Bundesregierung wollte die AfD-Fraktion unter anderem erfahren, wie sich der Ausbau des heimischen ökologischen Landbaus sowie der Anbau von Biokraftstoffen auf nationale und internationale direkte und indirekte Landnutzungsänderungen auswirkt.
Zur Antwort der Bundesregierung teilt er agrarpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Stephan Protschka, mit: „Wenn wir die Zahlen von 2017 betrachten, dann fällt auf, dass Deutschland rund 19 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche im Ausland für seine Importe belegt hat, aber selbst nur 16,7 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bestellt hat. Mehr als die Hälfte der Flächenbelegung für Ernährungsgüter fällt also im Ausland an. Gleichzeitig nimmt der heimische Anbau sogenannter Energiepflanzen zu. Im Jahr 2017 wurden auf rund zwei Millionen Hektar solche Energiepflanzen angebaut und die Tendenz ist steigend. Dazu kommt ein Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Umwandlung oder Umwidmung in Deutschland von rund 58 Hektar pro Tag.
Während also die heimischen landwirtschaftlichen Nutzflächen stetig abnehmen, weitet sich der Anteil der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche für unsere Importe von Nahrungs- und Futtermitteln sowie von Biokraftstoffen aus. Klar ist, dass das Ziel der Bundesregierung den Anteil des ökologischen Landbaus auf 20 Prozent bis zum Jahr 2030 auszuweiten, den Anteil landwirtschaftlicher Nutzflächen für unsere Importe im Ausland noch weiter erhöhen wird, da es im ökologischen Landbau durchschnittliche Mindererträge von bis zu 25 Prozent im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft gibt.
Die Bundesregierung bezieht sich in Ihrer Antwort auf die Modellanalyse von Muller et al. (2017) laut der eine weltweite Ausdehnung des ökologischen Landbaus auf 20 Prozent einen zusätzlichen Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche von fünf Prozent erfordern würde. Dies entspräche entweder einer Ausweitung der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche um etwa 245.000 Hektar oder einer starken Intensivierung der konventionellen landwirtschaftlichen Produktion. Fraglich ist, ob das überhaupt möglich ist.
Für mich steht eindeutig fest, dass mit dem Ausbau des Energiepflanzenanbaus und der Ausweitung des Anteils des ökologischen Landbaus hierzulande, ein höherer globaler Flächenbedarf einhergeht. Da eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion bei unseren Haupthandelspartnern kaum noch möglich scheint, werden dort neue landwirtschaftliche Nutzflächen erschlossen werden müssen, um unseren Importbedarf zu decken. Damit ist zwangsläufig die Rodung von Regenwald und die Zerstörung von Artenvielfalt verbunden. Das gehört zur ganzen Wahrheit dazu“, sagt Protschka.