Berlin, 5. Mai 2022. In einer Deutsch-Klausur des Zentralabiturs 2022 Nordrhein-Westfalens wurde statt klassischer Werke von Kafka, Kleist oder Brecht das 2010 erschienene Werk „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay behandelt. Diese Literaturauswahl sollte mehr als fragwürdig erscheinen, wenn man einen genaueren Blick auf die Autorin und deren ideologischen Auswüchse der letzten Jahre wirft.
So preist sie beispielsweise in ihrem soeben genannten Werk „Sprache und Sein“ islamische Autoren wie Necip Fazil Kisakürek. Der türkischstämmige Dichter wird als islamistisch eingestuft und erklärte einst, Minderheiten wie Aleviten, Drusen und Jesiden, müsse man wie Brennnesseln aus „unserem religiösen und nationalen Garten“ wegjäten und wegwerfen – dies ist geradezu bizarr oder zynisch, wenn man bedenkt, dass sich die Autorin ansonsten gerne als Stimme der Unterdrückten gibt. So scheint sie unter Toleranz – statt wirklicher Aufgeschlossenheit gegenüber Andersdenkenden und -gläubigen – vor allem Toleranz für fundamentalistische Muslime und Islamisten zu verstehen.
Auch Kontakte zu islamistischen Organisationen der Autorin lassen sich durch einfache Recherche nachweisen: So mokierte sie sich beispielsweise darüber, dass die türkisch-nationalistische Organisation „Milli Görus“ vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet werde. Auch für Erdogan bekundete Kübra Gümüşay wiederholt Sympathie.
Joachim Paul, Mitglied im Bundesvorstand, erklärt dazu:
„Diese Textauswahl, die ganz ohne zwingend erforderliche Problematisierung der Positionen der Autorin und kritische Einordnung auszukommen glaubt, ist bizarr und unangemessen – gerade für eine Abiturprüfung. Gümüşays Texte sind weder literarisch noch gesellschaftspolitisch von herausragendem Rang, sie spiegeln vielmehr die verengte und exklusive Sichtweise einer fundamentalistischen Parallelgesellschaft wider, die nie in Deutschland angekommen ist und stark von Meinungsmachern aus dem Erdogan-Milieu beeinflusst wird. Dort sind auch extremistische Tendenzen sowie die Abneigung gegenüber Deutschland förmlich mit den Händen zu greifen.
Viel angebrachter und anregender im Sinne einer deutschen Leitkultur wäre es, deutsche Autoren mit Migrationshintergrund zu Wort kommen zu lassen, die sich zu Deutschland bekennen und bei aller Kritik nicht in ein würdeloses Herabsetzen Deutschlands abgleiten. Eine Person, die aus einem islamistisch geprägten Milieu heraus agiert, in dem Frauen bevormundet werden, eignet sich nicht als Stimme der Unterdrückten und schon gar nicht als zu berücksichtigende Autorin im Rahmen einer Abitur-Klausur.“