Berlin, 22. Januar 2021. Die von Bund und Ländern vereinbarte Verlängerung der Aufhebung der Präsenzpflicht an den Schulen, die einer fast vollständigen Schulschließung gleichkommt, bis mindestens Mitte Februar wird die ohnehin schon bestehenden bildungspolitischen Probleme erheblich verschärfen. Bernd Siggelkow, Chef des christlichen Kinder- und Jugendhilfswerks „Die Arche“ geht in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung „ganz stark davon aus, dass wir in ein, zwei Jahren erleben werden, wie Drittklässler weder richtig lesen können noch die Buchstaben oder die Zahlen richtig kennen“. Er verweist zudem auf Spielsucht, falsche Ernährung und Übergewicht. Das Ifo-Institut berechnet die negativen Folgen der Schulschließungen auf mindestens 3,3 Billionen Euro für Deutschland.
Dazu Joachim Paul, Mitglied des Bundesvorstandes und Bildungspolitiker aus Rheinland-Pfalz:
„Die Aufhebung der Präsenzpflicht bis mindestens Mitte Februar ist ein schwerer bildungspolitischer Fehler. Schon jetzt liegen bei vielen Schülern erhebliche Lernrückstände vor. Es besteht die Gefahr, dass leistungsschwache Schüler immer weiter zurückfallen und die Bildung unserer Kinder schweren Schaden nimmt. Welches Kind Zugang zur Bildung bekommt, darf nicht vom Einkommen oder dem Improvisationstalent der Eltern abhängen.“
Joachim Paul ergänzt:
„Zudem hat der Zusammenbruch der Lernplattformen in mehreren Bundesländern gezeigt, dass der Fernunterricht nicht geeignet ist, das Recht auf Bildung in einer befriedigenden Art und Weise zu verwirklichen. Schulen sind keine Infektionstreiber, deshalb sind die Schulschließungen nicht verhältnismäßig. Wir fordern die Länder auf, ab 1. Februar alle Schulen zu öffnen und zum Präsenzunterricht zurückzukehren.“